alf in Grevenbrück in den Startlöchern
Haus für Frauen in Wohnungsnot wird eröffnet
Alternative Lebensräume GmbH bietet teilstationäres Wohnen für Frauen
Grevenbrück. Ein Dach über dem Kopf zu haben, gehört zu den wichtigsten Aspekten eines lebenswerten Daseins. Was aber tun, wenn der Wohnraum gefährdet ist oder bereits weg, man weiblich ist und vielleicht auch noch Kinder betroffen sind? Nicht für jede Frau ist eine Unterbringung im Frauenhaus angemessen oder in einer Notunterkunft im Kreisgebiet hilfreich.
So berichtet eine ehemalige alf-Frau (alf = Alternative Lebensräume für Frauen) von ihrer Odyssee nach einer problematischen Trennung. Sie (möchte anonym bleiben) sei kein Fall für das Frauenhaus gewesen, eine Notunterkunft kam für sie auch nicht in Frage, da sie viel zu ängstlich war, auch wegen der damals gerade eingeschulten Tochter. Sich von ihr zu trennen, hätte sie nicht verkraftet, erzählt sie. „Das war eine ganz schlimme Zeit“, erinnert sie sich, die damals sogar ihre Ausbildung hat abbrechen müssen, weil der Betrieb von ihrem Unterschlupf aus nicht mehr zu erreichen war. Denn, um nicht auf der Straße zu stehen, sei sie zuerst bei einer Freundin untergekommen, was aber in deren beengten Wohnraum auch nicht gut war. Sie wäre gerne in Schulortnähe geblieben, um gerade auch ihrer Tochter die begonnene Stabilität nach der Einschulung zu gewähren, „aber es ging nicht. Hier gab es nichts, wo ich hingekonnt hätte und wo mir ganz speziell in meiner Situation geholfen worden wäre, mit Wohnung, den Ämtern, den Sorgerechtssachen“, berichtet die junge Mutter weiter und dass sie dann den Entschluss gefasst hatte, sich in Siegen zu melden, weil sie von alf gehört habe. „Das tat gut. Da hatte ich die Unterstützung, die ich gebraucht habe seinerzeit, um wieder auf die Füße zu kommen. Schade war nur, dass meine Tochter die Schule wechseln musste. Aber auch dabei erfuhren wir viel Mitgefühl.“
„Unser Angebot setzt da an, wo andere Hilfen nicht oder nicht mehr greifen“, sagt Carola Flohr Dipl. Sozialpädagogin bei alf und Mitarbeiterin des ABW (ambulant betreutes Wohnen) im Kreisgebiet. „Wenn beispielsweise eine Frau aus dem Frauenhaus kommt oder einer therapeutischen Einrichtung, sie nach einer Trennung schnell versorgt werden muss, aber als Frau für sie die Unterbringung in einer Notunterkunft problematisch ist, sie neben dem fehlenden Wohnraum womöglich weitere Schwierigkeiten hat, die einer selbstständige Lebensgestaltung im Wege stehen, kann sie bei alf ein erstes neues Zuhause finden.“
„Zu wissen wohin“ , ist seit fast 25 Jahren das Motto der gemeinnützigen Gesellschaft Alternative Lebensräume GmbH aus Siegen, die dort drei Häuser betreibt, um genau jenen Frauen, auch mit Kindern, einen Wohnraum zu bieten. Damit erhalten die Frauen in der teilstationären Begleitung genau die Hilfsangebote, die sie brauchen, um ihr Leben selbstständig zu gestalten, damit sie nach der Zeit bei alf im eigenen Wohnraum gut zurechtkommen.
„Bisher gibt es kein Angebot im Kreis Olpe für Frauen mit Wohnraumproblematik in der Form, wie wir es anbieten. Aber es gibt den Bedarf“, schildert Susanne Engel, Leitungskraft bei Alternative Lebensräume GmbH und Dipl. Sozialarbeiterin, die Motivation, das in Siegen sehr erfolgreiche Modell auch in Grevenbrück zu installieren. Zudem gab es immer wieder Anfragen aus dem Kreis Olpe. Die Frauen wurden dann in Siegen untergebracht und betreut.
Auch hat der LWL (Landschaftsverband Westfalen-Lippe) das Vorhaben von alf sehr begrüßt, im Sauerland Frauen teilstationär zu begleiten. 15 Wohnungen hat die Trägerin insgesamt, wovon sie drei in Grevenbrück anbieten wird. Dazu wurde ein Haus in der Kölner Straße in zentraler Lage, mit idealen Anbindungen und fußläufig gut zu erreichenden Geschäften angemietet. Das Wohnhaus mit großem Garten wird derzeit so umgebaut, dass drei separate Wohnungen entstehen. Ein Multifunktionsraum für die MitarbeiterInnen, welcher für Gespräche und als Anlaufstelle für Frauen mit Wohnraumproblematik genutzt werden kann, befindet sich ebenfalls im Haus.
Dass dieses Angebot ab August in Grevenbrück bestehen soll, wird auch seitens des Frauenhauses und der Frauenberatungsstelle begrüßt. Es ergänzt auf sinnvolle Weise, die bisher im Kreisgebiet bestehenden Projekte, wie ABW, welches seit 2013 von alf und einem Trägerverbund geboten wird, sowie das Programm „Unterstützung und Beratung von Menschen in Notunterkünften“.
Die junge Mutter jedenfalls, die gemeinsam mit ihrer alf-Ansprechpartnerin eine Wohnung nahe der Schule ihrer Tochter gefunden hat, freut es, dass künftig Frauen nicht mehr ihren Lebensmittelpunkt in den Nachbarkreis verlagern müssen, und so Gefahr laufen, völlig zu entwurzeln.
Bekannt ist Alternative Lebensräume GmbH im Sauerland bereits durch das Angebot des ambulant betreuten Wohnens. Hier bietet Carola Flohr Begleitung und Sprechstunden in Olpe und in Lennestadt an. Im Kreisgebiet kennt man die gemeinnützige Trägerin auch durch die KiTS-Standorte in Wenden und Olpe.