Mut für individuelle Lösungen: Ausbildung in Teilzeit in Sieger- und Sauerland
Seit 2010 begleitet Ursula Rauscher als Projektleiterin der Alternative Lebensräume GmbH junge Menschen mit Familienverantwortung in eine Ausbildung in Teilzeit. Ermöglicht wird die Begleitung durch das Land NRW mit dem Förderprogramm TEP (Teilzeitberufsausbildung - Einstieg begleiten - Perspektive öffnen) mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds. Es konnten bereits über 45 Eltern ohne abgeschlossene Erstausbildung erfolgreich in eine Ausbildung in Teilzeit vermittelt werden. Aktuell befinden sich erneut 20 engagierte junge Menschen auf der Ausbildungsplatzsuche im Rahmen des Programms TEP in Siegen. Zwei vorbildliche Beispiele, wie der Berufseinstieg in Teilzeit gelingen kann, zeigen zwei junge Mütter in zwei Firmen, die in der jeweiligen Region seit vielen Jahren ihren festen Stand haben.
Seit dem 1. August 20015 macht Diana Fischbach (21 Jahre, 3jähriger Sohn) ihre Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement bei Herling Tortechnik/Zaunbau in Weidenau. Nach einem 3wöchigen Praktikum merkten die mögliche Auszubildende und die für den kaufmännischen Bereich zuständige Mitarbeiterin Simone Lürssen, dass sie sich eine Zusammenarbeit sehr gut vorstellen könnten, auch der Chef Peter Herling, selbst Familienvater und Chancengeber für junge Menschen, war von der Idee der Ausbildung in Teilzeit angetan. Simone Lürssen: „Wir wollten gerne ausbilden und ich habe genau geschaut, ob wir genügend Inhalte und Arbeit dafür haben. Im Radio habe ich von Ausbildung in Teilzeit gehört und fand das eine gute Alternative. Die Arbeitszeiten passten hier dann sehr gut zusammen, denn wir im Büro haben selbst auch Kinder und arbeiten in Teilzeit.“ Diana Fischbach, die auch durch ihre Familie in ihrem Vorhaben unterstützt wird, arbeitet 25 Wochenstunden und hinzu kommt die Berufsschulzeit. Arbeit und Schule kann sie gut mit der Kinderbetreuung vereinbaren und sie ist sehr froh über TEP zur Firma Herling gefunden zu haben und sagt: „Das ist ein Glückstreffer!“
Das empfindet Dhana Hoffmann aus Finnentrop genauso. Die 27jährige Mutter einer 3jährigen Tochter ist froh über die Chance hier. Bei WETEC sind 18 Menschen beschäftigt und davon sind 9 in der Ausbildung. „Bei uns werden die Auszubildenden direkt in den Arbeitsalltag integriert“, sagt Anke Maiworm, die die Auszubildende zur Industriekauffrau begleitet. In einem Probearbeitstag konnte Dhana Hoffmann überzeugen und ihre Ausbildung mit einer Wochenarbeitszeit von 30 Stunden beginnen. Dabei stieg sie aufgrund von Vorkenntnissen und einem guten Schulzeugnis direkt ins zweite Lehrjahr ein. WETEC, dessen Geschäftsführer Nils Ehm gerne jungen Leuten den Berufseinstieg ermöglicht, auch auf unkonventionelle Art, war hier gleich drei Mal Pionier: die erste kaufmännische Auszubildende, die erste in Teilzeit und die erste, die gleich ins zweite Jahr einsteigt. Eine Teilzeitausbildung an sich verkürzt nur die Wochenarbeitszeit, dementsprechend passt sich auch die Entlohnung an, die Lehrzeit bis zur Prüfung bleibt im Regelfall davon unberührt. Dhana Hoffmann und WETEC, Diana Fischbach und Herling sind zwei praktische Beispiele, wie individuell man mit dem richtigen Engagement und Mut, neue Wege zu gehen, gemeinsam zu einem Ziel kommen kann. „Ich habe hier die vollste Unterstützung. Einen sehr guten Chef, prima Kolleginnen und Kollegen. Hier sind alle mit Herz und Seele dabei. Vieles schulische kann ich zudem zuhause oder an den Wochenenden aufarbeiten, da meine Familie mich auch unterstützt“, schaut Dhana Hoffmann der Prüfung zuversichtlich entgegen.
Ursula Rauscher als Projektleiterin hört auch immer wieder von den Betrieben, dass diese begeistert sind, von der Zielstrebigkeit der jungen Menschen, die Betreuungsverantwortung und Ausbildung unter einen Hut bekommen. Die schulischen Leistungen der Auszubildenden sind meist sehr gut und sie können sich zu den Klassenbesten zählen. Auch sagen einige Betriebe, dass sie ohne das Teilzeitmodell keinen oder keinen weiteren Ausbildungsplatz hätten einrichten können. „Gerne können sich Interessentinnen und Betriebe bei mir melden für weitere Informationen rund um die Ausbildung in Teilzeit“, sagt Ursula Rauscher, die unter der Telefonnummer 0271- 384 62 60 zu erreichen ist.