Mit guten Perspektiven ins neue Jahr

Neues Jahr, erweiterte Perspektiven 

Modellprojekt TEP nachhaltig auf Erfolgskurs  

Man muss sich schon anstrengen, die beiden eifrigen Verkäuferinnen im ersten Ausbildungsjahr und den Leiter der Verkaufsstelle zusammen anzutreffen. Es ist viel los im Schuhgeschäft und die beiden jungen Mütter sind mit Herz und Verstand bei der Sache, ins Verkaufsgespräch vertieft, Schuhkartons tragend, schnell hier noch etwas beiseite räumend, wo ein Kunde mehrere Schuhmodelle anprobiert hat. Seit 1. September und 1. Oktober 2011 sind sie die ersten Teilzeitauszubildenden zur Verkäuferin, mit Option auf Kauffrau im Einzelhandel und ein drittes Lehrjahr, in der Deichmann Filiale in der City-Galerie. 30 Stunden umfasst ihre Arbeitswoche, 2 Tage Berufsschule, 2 Tage im Betrieb. Einen weiteren Tag, wenn man so will, um Lernen, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen. Und den kann man vor den beiden Frauen ziehen. Sabrina Hoppmann, alleinerziehend und 24 Jahre alt, hat einen 4-jährigen Sohn, der den Kindergarten besucht und zeitweilig von einer Tagesmutter betreut wird, während "Mama" arbeitet oder die Schulbank drückt. Lidia Nargonova-Eske ist 25 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder im Alter von 5 und 2 Jahren. Auch sie wird von ihrer Familie darin unterstützt, eine berufliche Zukunft aufzubauen. Möglich wird die Ausbildung in Teilzeit für sie letztlich auch durch die Vermittlung über das vom Land NRW aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds geförderte Modellprojekt TEP, das von Ursula Rauscher von Alternative Lebensräume GmbH angeleitet wird. Verkaufsstellenleiter René Range ist durch sie auf "Ausbildung in Teilzeit" aufmerksam geworden. Damals habe in der Siegener Verkaufsstelle ein Ausbildungsplatz zur Verfügung gestanden und TEP habe nacheinander zwei engagierte und sehr motivierte junge Frauen vermittelt, die dann beide nach ihrer Probearbeit eingestellt wurden. René Range, selbst Vater einer kleinen Tochter, weiß wie erschwert jungen Müttern der Zugang zum Ausbildungsmarkt ist. "Nachdem ich auch mit einigen Kollegen aus anderen Regionen gesprochen hatte, die bereits positive Erfahrungen mit Ausbildung in Teilzeit gemacht hatten, haben die beiden durch ihre Motivation überzeugt", sagt er und fügt erfreut hinzu: "Jetzt gab es in der Berufsschule die ersten Noten und die sind richtig gut." Demnach ist es machbar, auch in einer verkürzten Wochenarbeitszeit das Pensum zu schaffen. "Wenn man es wirklich will und man daran glaubt, es schaffen zu können", sagt Lidia Nargonova-Eske. Ihre Kollegin Sabrina Hoppmann empfindet ähnlich: "Man muss schon offen und mit dem Herzen dabei sein und den Willen haben. Ich mache die Erfahrung, dass es immer eine Lösung gibt." So sind beide Frauen ein Beispiel dafür, dass das Vorurteil: "jung + Mutter = Fehltage" nichts weiter sein kann als ein Vorurteil. Zudem: "Herr Range hat viel Verständnis und das Team hier ist sehr harmonisch", sagen die Verkäuferinnen in spe, die sich übrigens beide richtig wohl fühlen in diesem Beruf und dem Geschäft in der City-Galerie. "Wenn ich von Terminwünschen früh genug weiß, kann ich das auch entsprechend in der Planung berücksichtigen", antwortet Range und ergänzt, dass er es auch sehr hilfreich empfunden hat, in Frau Rauscher eine Ansprechpartnerin zu haben. Sie steht nach Ausbildungsbeginn noch acht Monate zur Verfügung, um bei vertraglichen Dingen zu helfen, bei auftretenden Schwierigkeiten zu vermitteln, auch zwischen weiteren Stellen, wie Jobcenter oder der Bundesagentur, wenn es für die Frauen darum geht, Berufsausbildungsbeihilfe zu beantragen oder ähnliche Mittel, wenn nötig. Nicht nur die Arbeitszeit ist verkürzt, auch die Ausbildungsvergütung wird daran angepasst. So kann die Projektleiterin den Auszubildenden in der Startphase entlastend mit Rat und Tat zur Seite stehen. Im ersten Jahr des Modellprojektes 2011 in Siegen ist es gelungen neun jungen Eltern eine berufliche Perspektive zu geben mit dem Programm, dass Elternschaft und Berufstätigkeit verbindet. Alternative Lebensräume GmbH wird sich auch 2012 für Ausbildung in Teilzeit stark machen und TEP erneut anbieten. Das Engagement kann sich dabei bis über die Landesgrenze erstrecken, denn die Deichmann Verkaufsstelle in Kirchen in Rheinland-Pfalz hat sich ebenfalls im letzten Jahr für eine Auszubildende in Teilzeit aus dem Programm TEP entschieden.

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