EU-geförderte Projekte helfen nachhaltig Menschen in der Region
Die Grünen mit Europakandidatin Janina Singh interessierten sich für EU-Projekte in der Arbeit der Alternative Lebensräume GmbH
In der Region Siegen-Wittgenstein gibt es zwei große Förderprojekte, die von der EU und dem Europäischen Sozialfond finanziell unterstützt werden. Europakandidatin für den Bezirk Westfalen, Janina Singh, hatte nachgeforscht und nur wenige Träger im Kreis gefunden, die dergleichen anbieten, und fand die Alternative Lebensräume GmbH. Sie besuchte die gemeinnützige Trägerin aus Siegen gemeinsam mit Susanne Bald und Jennifer Berndt-Faust, beide im Vorstand der Grünen Siegen-Wittgenstein. Vor Ort machten sie sich ein Bild über die seit 1990 in der sozialen Arbeit tätigen Alternative Lebensräume GmbH. Das Interesse galt dabei insbesondere den EU-Förderprojekten TEP und „Endlich ein Zuhause!“ (EEZ). Janina Singh: „Die EU macht einen Unterschied - direkt vor unserer Haustür. Durch Projekte wie TEP und 'Endlich ein Zuhause!' investiert die EU gezielt in die Zukunft und unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt.“
Beide Projekte erhalten EU-Fördermittel aus dem ESF, dem Europäischen Sozialfonds. Die Europäische Union fördert in allen EU-Staaten Projekte und Programme, beispielsweise für Klimaschutz und Digitalisierung, Regional- und Stadtentwicklung, Beschäftigung und soziale Eingliederung, wie dies bei TEP und „Endlich ein Zuhause!“ der Fall ist. Der Europäischen Sozialfond (ESF) ist ein wichtiges Instrument der EU für mehr soziale Gerechtigkeit, bessere Ausbildungs- und Berufschancen sowie verbesserte soziale Integration. TEP zum Beispiel wird durch das Land NRW und EU-Mittel gefördert, mit dem Ziel Menschen mit Familienverantwortung dabei zu unterstützen, ihren Wunsch nach einer Berufsausbildung zu realisieren. Damit der Übergang in die Berufsausbildung gelingen kann, gibt es das Programm „Teilzeitberufsausbildung – Einstieg begleiten – Perspektiven öffnen“ (TEP). Seit 2011 bietet Alternative Lebensräume GmbH TEP erfolgreich an und konnte schon zahlreiche Menschen in eine Ausbildung vermitteln. Dabei erhalten sie ein Coaching, haben die Möglichkeit in verschiedenen Bereichen ein Praktikum zu machen, das bei Gefallen auf beiden Seiten in einen Ausbildungsvertrag münden kann. Die Trägerin hat viele Kontakte zu Ausbildungsbetrieben aufgebaut und schöpft aus der guten Erfahrung der Arbeitgebenden. Ausbildungssuchende und -bietende werden in dem Prozess begleitet und erfahren passgenaue Unterstützung durch die TEP-Projektleiterin Ursula Rauscher.
Auch die Landesinitiative gegen Wohnungslosigkeit „Endlich ein Zuhause!“ wird durch das Land gefördert mit Kofinanzierung der EU. Die EU und der „Nationale Aktionsplan der Bundesregierung“ haben sich zum Ziel gesetzt bis 2030 die Wohnungslosigkeit zu beseitigen. Um das zu unterstützen, wurde das Programm „Endlich ein Zuhause!“ entwickelt. Alternative Lebensräume GmbH stellte gemeinsam im Verbund mit den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe sowie zusammen mit weiteren Trägern der Wohnungslosenhilfe (Caritasverband Siegen-Wittgenstein e.V., Diakonie Soziale Dienste gGmbH, Katholisches Jugendwerk Olpe e.V. FÖRDERBAND) dafür einen Förderantrag, der bewilligt wurde. Es müssen auch Eigenmittel aufgebracht werden. Das neue an der Landesinitiative EEZ ist der Verbund aus Kreis, Trägern und Immobilienfachkräften. Gemeinsam machen sie sich für die Menschen stark, die im Kampf um kleine und bezahlbare Wohnungen oft das Nachsehen haben. Die EEZ-Mitarbeitenden sind „Kümmerer“, arbeiten präventiv, beratend, begleitend und bauen eine Brücke zwischen Wohnungsmarkt und Menschen mit erschwertem Zugang dorthin. Alternative Lebensräume GMBH Projektleiterin Lisa Assing: „Lisa Assing: „In den zurückliegenden eineinhalb Jahren konnten wir bereits 85 Haushalte mit rund 167 Menschen begleiten und 39 Mietverträge abschließen.“ EEZ wird noch bis Ende Februar 2025 gefördert und danach müsse man weitersehen. Fehlende Planungssicherheit bei EU-geförderten Projekten habe man auch bei TEP, wo man nie sicher wisse, ob und wie es weitergehen könne.
Für die Delegation der Grünen war eine Einschätzung der Situation wichtig, besonders im Hinblick auf die Personengruppe mit Wohnraumproblematik. Geschäftsführerin der Alternative Lebensräume GmbH, Sonja Becker: „Unser aktuelles Hilfesystem konzentriert sich noch stark auf die Versorgung wohnungsloser Menschen, was zweifellos wichtig ist, aber manchmal auch etwas spät, was letztendlich die Kosten und Dauer der Hilfen erhöht. Dabei trifft eine Wohnungsraumproblematik nicht mehr nur die Ärmsten. Immer mehr Menschen mit geringerem Einkommen geraten
in eine Notlage, die so nicht sein darf und scheitern immer häufiger an den für sie nicht leistbaren Wohnungsmieten.“ Susanne Engel von alf ergänzt: „Altersarmut bei den Frauen ist ein Thema, dem immer noch zu wenig entgegengesetzt wird. Auch die Vermittlung von barrierefreiem Wohnraum ist ohne Unterstützung schwierig.“ Lisa Assing zeigt das gelungene EEZ-Beispiel einer Mieterin, die auf den Rollstuhl angewiesen ist und durch das Projekt eine barrierefreie Wohnung gefunden hatte, in der auch ihr Hund willkommen war.
Wenn der EU- und Nationale Aktionsplan gelingen soll, brauche es Förderung und alternative Wohnkonzepte. Sonja Becker konkretisierte: „Durch die Erweiterung präventiver und unterstützender Maßnahmen wird frühzeitig eingegriffen, was dazu beitragen kann, den Erhalt von Wohnraum in vielen Bereichen zu sichern. Hierbei ist das Projekt „Endlich ein Zuhause!" besonders passend, da es frühzeitig Kontakt zu den Mieterinnen und Mietern herstellt und adäquat vermittelt.“
Politisch und sozial, lokal und auf europäischer Ebene brauche es Engagierte, die mit Offenheit, Gespür und eben auch fokussiert für die Menschen aktiv werden, die keine Lobby haben.
Bild: Auf dem Sofa in einer gemütlichen alf-Wohnung einer freundlichen Bewohnerin. Von links nach rechts: Susanne Engel (alf), von den Grünen: Susanne Bald, Janina Singh, Jennifer Berndt-Faust, von alf Lisa Assing und Sonja Becker, Geschäftsführerin der Alternative Lebensräume GmbH