TIA - Teilhabe ermöglichen, Integration stärken, Ausgrenzung vermeiden

In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der erfassten Wohnungslosen in Siegen-Wittgenstein um 175 Prozent gestiegen – von 400 auf 1.100. Mit dem Programm „TIA – Teilhabe ermöglichen, Integration stärken, Ausgrenzung vermeiden“ soll ihnen und neu zugewanderten Bürgerinnen und Bürgern aus anderen EU-Staaten geholfen werden, Unterstützungsleistungen zu erhalten.
„Denn Studien und Rückmeldungen heimischer Beratungsstellen zeigen, dass gerade Wohnungslose und neu zugewanderte Menschen deutlich seltener Unterstützungsangebote und ihnen zustehende Leistungen in Anspruch nehmen als andere Bevölkerungsgruppen“, sagt Lars Stremmel, Sozialplaner des Kreises Siegen-Wittgenstein und zuständig für das Projekt. „Eine der Hauptursachen liegt darin, dass die Zugänge zu Leistungen und Hilfsangeboten auf einer ‚Komm-Struktur‘ basieren. Man muss sich also im ersten Schritt aktiv an Behörden oder Beratungsstellen wenden, um Hilfe zu erhalten. Das ist aber erfahrungsgemäß sowohl für Menschen in Wohnungsnot als auch für neu Zugewanderte oft eine zu hohe Hürde.“
Der Ansatz von TIA ist es deshalb, benachteiligte Menschen aufzusuchen, also „zu ihnen hinzugehen, um ihnen zu erklären, wo sie welche Hilfen bekommen können, und ihnen anzubieten, sie beispielsweise bei Behördengängen, etwa zum Arbeitsamt, zur Schulanmeldung oder zur Krankenkasse, zu begleiten“, erläutert Lars Stremmel. „So soll ihnen die Inanspruchnahme von Hilfen erleichtert werden, um prekäre Lebensverhältnisse nach Möglichkeit zu vermeiden.“
„Mit diesem aufsuchenden Angebot wollen wir erreichen, dass möglichst niemand ‚durchs Raster‘ fällt und allen, die in Siegen-Wittgenstein leben, die gleichen Chancen auf Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen, gerade denen, die ohnehin benachteiligt sind“, sagt Landrat Andreas Müller: „Dazu gehört ganz grundlegend, zunächst einmal darüber zu informieren, welche Möglichkeiten der Unterstützung es überhaupt gibt.“
Die Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen, die im Projekt mitarbeiten, gehen auf die individuelle Lebenssituation und die Unterstützungsbedarfe der Menschen ein und vermitteln gezielt an weitere Angebote. Durch die Verknüpfung mit bestehenden Hilfsangeboten erhalten neu zugewanderte EU-Bürger und Wohnungslose Informationen und Unterstützung, die ihnen helfen, Leistungen wie Krankenversicherung, Kindergeld, Bürgergeld etc. zu erhalten.
Außerdem möchte das Projektteam Schulungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltungen, der Arbeitsagentur und des Jobcenters anbieten, um Vorurteile gegen diese Personengruppen abzubauen und die Bedürfnisse der Zielgruppen besser zu verstehen. Das Programm fördert damit nicht nur die individuelle Integration, sondern auch das Verständnis und die Akzeptanz von Wohnungslosen und zugewanderten EU-Bürgern innerhalb der Gesellschaft.
Der Fokus des Projektes liegt auf der Vermeidung von prekären Lebensverhältnissen. Projektpartner sind die Diakonie Soziale Dienste, der Caritasverband Siegen-Wittgenstein und Alternative Lebensräume. Sie alle verfügen nicht nur über ein eigenes breites Angebot, sondern auch über ein etabliertes Netzwerk, das schon erfolgreich im Projekt „Endlich ein ZUHAUSE!“ zur Vermeidung von Wohnungslosigkeit zusammenarbeitet.
TIA wird vom Europäischen Sozialfonds und dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales über das Förderprogramm „Eingliederung hilft gegen Ausgrenzung der am stärksten benachteiligten Personen“ (EhAP-Plus) gefördert. Es hat Anfang des Jahres begonnen und läuft bis Ende 2028.
Danke an die Pressestelle der Stadt Siegen für Text und Foto!